Kennst du das Gefühl, immer stark sein zu müssen? Ob im Job, in der Familie oder als Unternehmer:in – der Druck, stets positiv zu sein, kann uns krank machen. Warum die „Good Vibes Only“-Mentalität gefährlich ist und wie du einen authentischeren Weg findest.
Wenn Positivität zur Last wird
„Das wird schon!“ – „Kopf hoch!“ – „Good Vibes Only!“ Solche Sprüche begegnen uns überall: in motivierenden Instagram-Posts, in Business-Meetings, beim Familientreffen. Und manchmal, ganz leise, flüstern wir sie uns auch selbst zu. Aber was, wenn dieser ständige Positiv-Druck mehr schadet als hilft?
Wie wir zu „Positivity-Junkies“ werden
Niemand kommt als Meister der toxischen Positivität zur Welt. Es ist kein Charakterfehler und auch keine genetische Veranlagung. Stattdessen ist es etwas, das wir im Laufe unseres Lebens lernen – oft durch:
- Frühe Erfahrungen in Familie und Beziehungen
- Vorbilder (oder abschreckende Beispiele)
- Gesellschaftliche Erwartungen
- Social Media und die „Perfect Life“-Illusion
Was als Überlebensstrategie oder Anpassung begann, wurde mit der Zeit zu einem Muster, das zu funktionieren schien – zumindest an der Oberfläche.
Die Leistungsfalle der toxischen Positivität
Ein besonders tückischer Aspekt dieser „Good Vibes Only“-Mentalität ist der Zwang zur ständigen Produktivität. Als ob wir uns das Recht auf Zufriedenheit erst verdienen müssten:
- „Erst wenn ich alle To-dos abgearbeitet habe, darf ich entspannen“
- „Nur wer produktiv ist, hat ein Recht darauf, zufrieden zu sein“
- „Ich muss ständig Ergebnisse liefern, um nach innen und außen zu glänzen“
Diese Verknüpfung von Leistung und Selbstwert ist ein Teufelskreis:
- Je mehr wir leisten, desto höher setzen wir die Messlatte
- Momente des „Nichtstuns“ werden zu Schuldgefühlen
- Selbst Erholung wird zur Performance („Produktives Entspannen“)
- Der innere Antreiber kennt keine Pause
Die perfekte Fassade im Leben und Business
Was als gut gemeinte Lebenseinstellung beginnt, wird zur sorgsam gepflegten Maske:
Im Privaten:
- Die ewig Positive in der Familie
- Die unerschütterliche Kraft im Freundeskreis
- Der Mensch, der nie Hilfe braucht
Im Business:
- Die erfolgreiche Unternehmerin ohne Selbstzweifel
- Der Manager, dem nichts zu viel ist
- Die Führungskraft, die keine Schwächen zeigt
Wenn die Fassade bröckelt
Je länger wir diese Rolle spielen, desto höher wird der Preis:
Körperliche Signale:
- Schlafstörungen
- Innere Unruhe
- Erschöpfung
Soziale Folgen:
- Oberflächliche Beziehungen
- Wachsende Einsamkeit
- Menschen ziehen sich zurück
Business-Auswirkungen:
- Probleme werden übersehen
- Teams verstummen
- Wichtige Warnsignale werden ignoriert
Der Unterschied: Echter vs. toxischer Optimismus
Echte positive Einstellung bedeutet:
- Probleme wahrnehmen UND konstruktiv angehen
- Gefühle zulassen UND nach vorne schauen
- Authentisch sein UND lösungsorientiert denken
Toxische Positivität dagegen:
- Verdrängt Probleme
- Verleugnet Gefühle
- Erzeugt permanenten Druck
Der Weg zurück zur Authentizität
Der erste Schritt ist das Eingeständnis: Diese Rolle macht uns kaputt. Hier sind konkrete Schritte in Richtung mehr Echtheit:
1. Ein vertrauensvolles Gespräch wagen
- Such dir einen Menschen oder Coach, bei dem du die Maske fallen lassen kannst
- Sprich aus, was du wirklich fühlst
- Lass zu, dass nicht alles perfekt sein muss
2. Im privaten Umfeld anfangen
- Wähle eine Person, der du vertraust
- Sei ehrlich: „Weißt du, ich merke, dass ich oft eine Rolle spiele…“
- Gestehe dir und anderen Schwächen ein
3. Im Business authentisch werden
- Teile auch mal Unsicherheiten mit deinem Team
- Schaffe eine Kultur, in der nicht alles „super“ sein muss
- Zeige, dass auch Führungskräfte und Unternehmer:innen Menschen sind
Wichtig: Die neue Authentizitäts-Falle vermeiden
An dieser Stelle kommt eine wichtige Warnung:
Als „Meister der Fassaden“ ist die Versuchung groß, jetzt ins andere Extrem zu verfallen. Statt „Alles ist super!“ heißt es dann plötzlich:
- „Ich sage zu allem Nein!“
- „Ich bin jetzt ultra-authentisch!“
- „Seht her, wie verletzlich ich bin!“
Vorsicht – das wäre nur eine neue Fassade in anderem Gewand. Echte Veränderung bedeutet:
- Balance finden statt Extreme leben
- Authentisch sein ohne Schaulaufen
- Grenzen setzen ohne Dogmatismus
Eine überraschende Erkenntnis
Was viele in diesem Moment nicht ahnen:
Deine aufgesetzte Positivität hat möglicherweise schon längst Menschen in deinem Umfeld ermüdet oder sogar vertrieben. Freunde, Familie, Kollegen – sie spüren oft intuitiv, dass etwas nicht stimmt, können aber den Panzer der Positivität nicht durchdringen.
Doch hier kommt die ermutigende Überraschung:
Wenn du anfängst, deine Maske fallen zu lassen, passiert oft etwas Unerwartetes. Die Menschen um dich herum reagieren nicht mit Ablehnung – im Gegenteil. Viele sind erleichtert, endlich den echten Menschen hinter der Fassade kennenlernen zu dürfen. Statt Kritik erfährst du Zuspruch.
Statt Distanz entsteht neue Nähe.
Der Weg zur Heilung
Denk dran: Die Muster der toxischen Positivität hast du irgendwann aus gutem Grund entwickelt. Sie haben dir vielleicht lange Zeit geholfen, durchs Leben zu kommen. Aber jetzt darfst du sie loslassen und neue, gesündere Wege finden. Das ist kein Scheitern – es ist Wachstum und ein wichtiger Schritt zu mehr Lebendigkeit in deinen Beziehungen.
Dein Weg zu mehr Authentizität
Ob im Business oder Privatleben – der erste Schritt ist getan, wenn du merkst, dass die „Alles-super-Show“ dich mehr belastet als trägt. Der zweite Schritt? Lass uns gemeinsam schauen, wie du:
- authentischer leben und führen kannst
- echte statt aufgesetzte Positivität entwickelst
- eine gesunde Balance findest
Eine letzte persönliche Anmerkung:
Weißt du, in meinen über 30 Jahren als Unternehmer habe ich viele Menschen begleitet und beobachtet – sowohl im Business als auch im privaten Umfeld. Ich habe gesehen, wie sie in dieser „Alles-super-Show“ gefangen waren und wie sehr sie darunter litten. Aber ich durfte auch miterleben, wie befreiend es für sie war, wenn sie den Mut fanden, diese Fassade loszulassen.
Diese Erfahrungen haben mich dazu gebracht, heute als Business Buddy andere auf ihrem Weg zu begleiten.
Denn eines weiß ich mit Sicherheit: Der Moment, in dem du anfängst, dich von der perfekten Fassade zu verabschieden, ist zwar erst mal beängstigend. Aber er ist auch der Moment, in dem echtes Wachstum beginnt.
PS: Wenn du merkst, dass deine Fassade zu bröckeln beginnt und du Unterstützung brauchst – lass uns reden.
Manchmal braucht es einen ehrlichen Sparringspartner, um den Weg zurück zu dir selbst zu finden.
Wichtig: Bei anhaltenden gesundheitlichen Beschwerden suche bitte auch professionelle medizinische oder therapeutische Unterstützung.